Die Zeit rennt mir davon und es ist erschreckend, dass meine Motorradreise mittlerweile schon wieder fast 5 Monate her ist. Mit meiner besten Erinnerung versuche ich noch einmal die wesentlichen Ereignisse der Reise wieder zu geben, wobei es meistens die Bilder sind, welche bekanntlich mehr als 1000 Worte aussagen.
Die Vorbereitungen meines Gepäck und Motorrades begannen schon am Vorabend damit ich morgens ganz entspannt starten konnte. Das Wetter war leider nicht wirklich prickelnd und so machte ich mich zwischen dem einen oder anderen Regentropfen bei frischen Temperaturen auf den Weg in Richtung Süden. Um erst einmal ein wenig Strecke zu schaffen fuhr ich auf Nationalstraßen bis „Requena“ und bog dort ab durch die Berge nach „Albacete“ und verfolgte die Landstraßen bis nach „Baeza“. In „Baeza“ suchte ich mir das nächst beste Hotel aus in dem ich mich in einer heißen Badewanne zurücklehnen und über meinen nächsten Tag, die möglichen Fährverbindungen und das Wetter Gedanken machen konnte. Da das Wetter an diesem Tag nicht das Beste war schaute ich mal wie das Wetter am nächsten Tag in Gibraltar werden würde: „Morgens sonnig, mittags Regen bei etwa 40 Liter/m²!“ Das wollte ich eigentlich nicht lesen. Da ich nicht schon am 2. Tag komplett baden gehen wollte informierte ich mich über das Wetter in „Málaga“. Von dort würde eine Fähre starten und die Stadt liegt fast auf der halben Strecke. Mit der Tatsache, dass die Prognose etwas besser war und der Starkregen erst für den späten Nachmittag angekündigt wurde, buchte ich mir von dort aus ein Fährticket um 14 Uhr nach „Melilla“ und hoffte den Regen nur auf der Fähre abzubekommen.
Das böse Erwachen kam am nächsten Morgen. Ich schaute um 7 Uhr aus dem Fenster und sah nach etwa 40 bis 50 Metern nur Nebel und Regen, kalter Regen bei 4 °C was mir die Apothekenreklame verraten hat. Ich Frühstückte und ging anschließend raus zu meinem Motorrad um meine paar Sachen wieder in den Taschen zu verstauen. Es war wirklich kalt die Anzeige hatte leider nicht gelogen. Aber das hat man halt davon wenn man ein wenig durch die Berge fahren wollte...in Spanien...im November. Also ging es los mit Gefrierbeuteln über den Handschuhen um den Wind, den Regen und die Kälte abzuhalten. Die dicken Regenhandschuhe hatte ich ja lieber zu Hause gelassen. Nach ungefähr 10 km in Richtung „Jaén“ konnte ich auch wieder ein bisschen mehr sehen und links sowie rechts neben mir leicht weiße Berggipfel betrachten. Als ich in die Nähe von „Granada“ kam hört auch der kalte Regen auf und die Temperaturen stiegen auf ca. 10 °C, so dass ich mich für eine kurze Aufwärmpause entschieden hatte und meine Gefrierbeutel ablegte. Ja ich muss zugeben, dass die Blicke der Spanier sehr zerstört waren als sie sahen, dass jemand bei dem kalten Wetter in der Region Motorrad fährt … klatsch Nass. (Zum Glück nur bis zur Nässe-sperre!)
Die Einfahrt gegen Mittag in „Málaga“ war dann schon ein kleiner Temperaturschock. Links und rechts Palmen an der Straße und ballernde Sonne bei ca. 25 °C leiteten mir den Weg in den Hafen zu der gebuchten Fähre. Zu allerletzt sollte auch mein Plan auch aufgehen und nachdem die Fähre aus dem Hafen lief fing es langsam an zu regnen, wodurch ich etwa 7 Stunden Zeit hatte dem Wetter von innen den Mittelfinger zu zeigen. Mit einem Lächeln dachte ich dabei an Hannibal Smith vom A-Team und seinen legendären Spruch: „Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!“. Auf dem Schiff lernte ich noch ein paar andere Biker kennen, wodurch auch diese Fahrt wie im Flug verging. Wir verabschiedeten uns bei der Ausfahrt unter Deck und fuhren raus durch „Melilla“. Die anderen gleich weiter nach Marokko und ich erst mal in ein einfaches Hotel, da ich mir das Grenzabenteuer gerne am Tage ansehen wollte.
Ich hatte mir im Vorwege schon ein paar Infos von einem anderen Marokko-Reisenden eingeholt und war gespannt wie ich diesen Grenzübertritt erleben werde. Ein wenig aufgeregt fuhr ich noch einmal tanken, schaute mir den Grenzzaun einmal genauer an und machte mich auf den Weg zum Grenzübergang. An der Autolawine wurde ich auch prompt mit anderen Motorradfahrern von der Polizei vorbei geleitet und musste mich im Slalom zwischen den Autos durch quetschen. Ich tat es einfach wie die anderen und verließ mit der ersten Grenzkontrolle spanischen Boden. Es dauerte nicht lange bis die Marokkaner erkannten, dass ich kein Einheimischer bin und sie liefen sofort auf mich zu. Jeder sprach mich auf einer anderen Sprache an und wollte mir helfen nach Marokko einzureisen, sprich mit mir alle Formalien wie das Visa, meine Fahrzeugregistrierung beim Zoll und natürlich noch den Geldwechsel durchzuführen. Dass sie dafür natürlich richtig Knete im Nachgang haben wollen davon spricht vorher keiner. Die Infos im Vorwege waren Goldwert und ich tat es wie die Spanier: Gas geben, links stehen lassen und erst beim Grenzer wieder anhalten. Natürlich wurde ich dort auch wieder belagert und es fiel mir nicht leicht die ganzen Spinner, welche mich mittlerweile auch auf Deutsch voll sabbelten los zu werden. Nach kurzer Orientierung holte ich mir meinen Visastempel und ging mit diesem weiter zum nächsten Häuschen bei dem ich nun ein Formular ausfüllte um mein Motorrad zu importieren. Damit ging ich dann noch zu einem kleinen dicken uniformierten Mann an einem kleinen Plastiktisch der den Wisch noch einmal unterschrieb und zur Kontrolle seinem Kollegen gab, welcher ihn mir wieder gab. Somit hatte ich nach ca. 30 Minuten alles was ich brauchte und wollte nur noch raus aus der Einreisezone in der ich nicht wirklich unterscheiden konnte ob die bewaffneten Herren ohne Uniform wirklich den Zöllnern angehörten oder doch eher die Aufpasser von den „Schleusern“ waren. Ich stieg wieder auf Ohnezahn und fuhr zur Einreisekontrolle bei der ich noch eine Unterschrift auf mein Importformular bekam.
Die Einreise war mir schon mal gelungen und mir war nicht danach mit den „Geldwäschern“ auf der Straße zu reden um an Geld zu kommen. Ich tat es wieder wie die Spanier: Vollgas und durch die Menge auf der Straße! Wahnsinn, aber die gingen schon alle rechtzeitig aus dem Weg und so bahnte ich mir meinen Weg. Nach etwa 500 Metern war der Spuck vorbei und ich konnte entspannt zur nächsten Bank fahren, wo niemand auf mich wartete um mich zu betrügen oder mir seine „Hilfe“ anzubieten. Der Geldautomat, ein Wachmann und ich. Der Wachmann fing irgendwann an zu lachen und auch ich merkte wie ich immer noch beim Geldabheben, kontrollierend um mich herum die Gegend überprüfte.
Es war niemand außer uns da und ich nickte dem Wachmann lachend zurück, als ich mein Geld eingesteckt hatte und den Motor startete. In dem Moment fiel eine Menge Anspannung von mir herunter und ich setzte meine Reise fort. Ich fuhr durch „Nador“ und bog einfach mal rechts ab um mir die Küste anzuschauen und zu gucken wie der einheimische Fahrstil und die Straßen in Marokko sind. In der Nähe von „Al Hoceïma“ hielt ich an und suchte nach einer schönen Unterkunft welche auch schnell im Internet gefunden war. Gleich um die Ecke in „Ajdir“ fuhr ich zur Casa Paca. Der Weg war nicht leicht zu finden, da es nur noch ein Schotter- und Matschweg den Hügel hoch zu dem blauen Gebäude war bei dem sich meine grobe Bereifung das erste Mal beweisen musste. Bei frischem marokkanischem Pfefferminztee genoss ich die Aussicht auf zwei kleine spanischen „Inseln“ direkt vor dem Strand und tauschte mich mit anderen französischen Abenteurern über die Wetterlage im Atlas für meine Weiterreise aus. Beim Fahren hatte ich mir doch mit der Zeit das Ziel gesetzt zumindest auf meiner kurzen Reise einmal die Sandwüste zu schnuppern. Da kamen mir natürlich die Informationen über die durch Schnee gesperrten Pässe ganz gelegen und mir wurde empfohlen lieber die großen Hauptstraßen über das Gebirge zu wählen.
Ausgeschlafen und bestens gesättigt machte ich mich am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg durch das Rif-Gebirge, einem Hanfanbaugebiet mit dem Tagesziel „Fès“. Aufgrund der „besonderen Vorkommnisse“ war auch eine erhöhte Kontrolle an Städten und Dörfern durch Polizei-Kontrollen zu vernehmen. Normalerweise gab es sonst nur gelegentlich Kontrollen bei denen man wirklich mal runter bremsen musste und so kam ich in den Genuss eines deutschsprachigem Polizisten, der mich vor den vielen Dealern am Straßenrand warnte, da diese gerne mal zu gedröhnt auf die Straße laufen könnten, was mir zum Glück nicht passiert ist. Entlang an Plantagen, Tälern und Flüssen schlängelte ich mir meinen Weg in die Großstadt und machte hier und da mal Pausen um mich über „Fès“ zu belesen. Dort fuhr ich auf einen Parkplatz, welcher direkt an der Altstadt (Médina) lag und nur noch ein paar 100 Meter von einem schicken Hostel gelegen war. Doch bevor ich mein Motorrad abstellte winkte der Parkplatzkassierer hektisch und zeigte panisch auf meinen Motor. Ich schaute runter und sah nur Qualm.
„Scheiße, dass ist zum Glück nur weißer Rauch vom Kühlwasser.“ dachte ich mir, machte den Motor aus und suchte mir eine ruhige Ecke zum Basteln unter den Augen des aufgeschreckten Kassierers. Ich legte meinen Kühlschlauch frei, Schnitt das Ende ab und befestigte ihn wieder am Anschluss. Das Wasser aus meinem Trinkrucksack diente zum Auffüllen des Kühlwassers. Im Großen und Ganzen keine große Sache und ich nahm mein Gepäck auf die Schulter und verschwand in den Gassen der Médina. Zum Glück befand sich an jeder Ecke ein Hinweisschild vom Hostel, welches mir den Weg durch das Labyrinth aufzeigte. Am Abend erkundete ich die Gassen und Läden in denen man sich zwischen Verkäufern, Touristen und Transportkarren seinen Weg bahnte. Gewürze, Stoffe, Malereien, Mitbringsel, Kleidung, Gemüse, Obst, Fleisch und vieles Mehr kann man hier finden und es ist immer wieder ein schönes Erlebnis die ein oder andere Kleinigkeit zu probieren bevor man mit den Verkäufern in eine „harte“ Verhandlungen tritt. Wer sich das entgehen lässt, der verpasst wirklich was.