Von der Straße auf die Rennstrecke - Two wheels one life

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Von der Straße auf die Rennstrecke

Reisen > Irland > Reise2018
Nach meinem kurzen Wochenendurlaub von meinem Urlaub bin ich am Montag wieder sicher in Dublin und bei Ohnezahn gelandet. Mein erster Blick, nach dem ich aus dem Bus ausgestiegen bin, habe ich sofort meinem Motorrad gewidmet und war froh, dass ich es wie abgestellt wieder angetroffen habe. Den Tag lies ich ganz gemütlich bei einem Guinness-Bummel durch Dublin ausklingen und startete meine Reise am nächsten Tag weiter in Richtung Belfast – mit einer „Abkürzung“ über Kilbeggan. Mein nicht ganz uneigennütziger Umweg führte mich zur dortigen Kilbeggan Distillery, welche eine Lizenz seit 1757 besitzt und somit die älteste offizielle Destillerie in Irland und sogar auf der ganzen Welt sein soll. Ein Besuch ist wirklich sehr lohnenswert, da man auf der Führung erst durch die Museumsdestillerie und dann durch die heutige Kleinproduktion geführt wird bevor man noch zu einer kleinen Verkostung übergeht bei der man zum Abschluss noch ein Souvenirglas erhält. Mit zwei kleinen Miniaturen und meinem Glas für eine spätere ausgiebige Verkostung fuhr ich noch weiter bis nach Newcastle in Nordirland wo ich den Abend bei Steak vom Schlachter und Bier aus der Dose im Hostel verbracht habe.
Der nächste Tag verlief wie gewohnt. Motorradkleidung anziehen, Bacardibeutel und Tankrucksack verstauen, Frühstück vom „Burg-Lidl“, Klapps auf den Po für Ohnezahn und erstmal wieder an der Küste entlang mit Blickrichtung nach Belfast und Arnies Backpackers Hostel. Doch knapp eine Stunde vor meinem Ziel machte ich gegen Mittag Rast in Portavogie und nutze die ruhige Gegend um die Sonnenstrahlen, das Rauschen des Meeres und die frische Seeluft zu genießen während ich mich einfach nur zurück lehnte und meine Beine ausstreckte. Die Sonne wärmte meine Kleidung auf doch der Wind pustete einem um die Ohren, so dass ich nicht nur das Meeresrauschen hören konnte sondern auch immer wieder ein Summen. Es war nicht irgendein Summen sondern jenes von einer entfernten Rennstrecke auf der Motorräder ihre Runden drehten und bei Rennstrecke werde ich ja hellhörig. Ich setzte meinen Helm auf und machte mich sofort auf die Suche. Nach ca. 2 Kilometern wurde ich in Kirkistown fündig. Ich fuhr einfach mal bis an die Bande ran und verschaffte mir einen Überblick. Kurzer Blickkontakt mit der Rennleitung und schon kam jemand runter und holte mich in den Innenbereich der Rennstrecke. Nach einem kurzen Schnack mit dem Inhaber und den Jungs in der Boxengasse war die Freizeitbeschäftigung für den Nachmittag geklärt.
Eine Unterschrift bei der Rennleitung unter ca. 15 Paragraphen (welche ich selbstverständlich während der kurzen Zeit in der ich die Unterschrift getätigt habe durchgelesen habe) und 50 Pfund reichten aus um 30 Minuten später mit abgeladenem Gepäck und aufgefülltem Motorenöl auf der selbigen Rennstrecke meine Runden zu drehen. Die Jungs boten mir all ihre Unterstützung in Sachen Benzin, Öl, Werkzeug und Druckluft an während sie es schon ein wenig feierten, dass so ein Typ aus Deutschland mal kurz seine Fazer ab lastet, gesamt 60 Minuten seine Runden dreht nur um mal ein wenig Spaß zu haben und um den relativ jungfräulichen Hinterreifen auch an den Seiten mal richtig ein zu fahren – Was für ein geiler Tag in Hinsicht auf den Ulster Grand Prix 2018.
In diesem Sinne beste Grüße an Eike und deine Reifen ;)

DEAN, DARRAGH, MICHAL, CONOR, KARL MC G., RUAIRI, and KARL MC A.
Thank you very much for your likable support and hospitality. Cheers mates!
    
Am Donnerstag war es soweit und ich machte mich auf den Weg zu meinem ersten Besuch eines Straßenmotorradrennens und dann auch noch in Irland – für 30 Pfund ist man als Zuschauer das ganze Rennwochende dabei und so schaute ich mir die Trainings und Qualifikationsläufe gemeinsam mit zwei Schotten und zahlreichen anderen Motorsport begeisterten im Bereich der „wheeler´s corner“ an. Man sitzt auf einer Anhöhe, steht an einem Stacheldrahtzaun oder in einem Gebüsch mit teilweise fast nur noch einem Meter Abstand an den vorbei ballernden Fahrern. Motorsport fast zum anfassen und Gänsehautgarantie beim Filmen. Der Sound der Maschinen, der Geruch von verbrannten Benzin und das Vibrieren des ganzen Körpers wenn die Motorräder an einem vorbeiziehen geben einem das Gefühl das man wirklich Live dabei ist. Man hat sogar nach jedem Rennen die Möglichkeit wieder ein paar hunderte Meter weiter auf der Rennstrecke zu spazieren um eine neue Zuschauerposition ein zu nehmen – pilgern unter Straßenrennfans.
Doch leider spielt auch bei einem solchen Rennen der Regen eine Rolle und so kam es zur Unterbrechung und Verschiebungen im Rennverlauf, aber immerhin besser als unzählige Unfälle bei den eh schon recht mageren Auslaufzonen. Mit nasser und kalter Motorradkleidung fuhr ich am Abend glücklich und zufrieden zurück ins Hostel und war zu 150% angesteckt vom Rennfieber.

Am Zuschauerfreitag plante ich ein wenig durch das Fahrerlager, die Souvenirstände und über Rennstrecke zu schlendern. Einen Happen zu Essen, mir die unzähligen Motorräder in der Start- und Zielgeraden anzuschauen und danach vielleicht noch ein wenig Belfast zu besichtigen.
Doch soweit sollte es an diesem Tag nicht kommen und ich blieb bei Stefan Wauter im Fahrerlager hängen. Wir unterhielten uns über sein Motorrad, die verschiedenen Rennen und meine Reise. Nach kurzer Zeit kam auch Klaudia Schulz dazu und während wir uns unterhielten schauten wir Stefan beim Schrauben zu. Der Tag verging wie im Flug und ich saß bis Abends mit den beiden im Vorzelt und aus unserer Unterhaltung heraus merkte Klaudia an, dass ich am kommenden Renntag bei Stefan anheuern könnte. Das würde zwar ein wenig Arbeit bedeuten, doch ich wäre für die beiden eine super Unterstützung im Fahrerlager, in der Boxengasse und bei der Startaufstellung. Gesagt, getan. Am Abend gab mir Stefan noch das grüne Armband, welches mir am nächsten Morgen den Zugang hinter die Kulissen ermöglicht und mich zum Teil des Teams machte.
    
Am nächsten Morgen klingelte um halb 8 mein Wecker. Tasche packen, frühstücken, einkaufen und noch schnell das grüne „Supersport“ Armband zu meinem orangenen Besucherarmband knüpfen. Mit leichter Aufregung im Gepäck machte ich mich auf den Weg in Richtung Fahrerlager bevor die Straßen für den Verkehr gesperrt wurden. An dem Tor zum Fahrerlager brauchte ich nur kurz auf Ohnezahn meinen Arm heben, damit das Sicherheitspersonal sehen konnte, dass ich dazu gehöre. Ein Klopfer auf meine Schulter und er winkte mich samt Motorrad durch das Tor, welches sonst nur zu Fuß für Besucher passierbar war. Im Sprinter zog ich mich schnell um, bekam ein T-Shirt und ein Pullover von Stefan und Zack gehörte ich zum Team „closed roads racing“ um Stefan. Langsam bereiteten wir seine MV Agusta (#49) für das Rennen vor. Kurzer Crashkurs in Sachen Ablauf, Reifen-Heiz-Set und Reifenumbau. Kurze Zeit später machten Klaudia und ich uns mit der Ausstattung und der #49 auf den Weg zur Rennstrecke. Im Vorbereitungsbereich neben all den anderen Fahrern, über jene ich mir bis vor wenigen Stunden keine Gedanken gemacht habe, stand ich nun und wir bockten direkt neben der Startaufstellung Stefans Bike auf. Auf der anderen Seite sitzen und stehen hunderte Menschen um den nächsten Start zu verfolgen, während ich mitten im Geschehen war und zwischen den Motorrädern der irischen und internationalen Stars rumlaufen konnte. Ein Blickwinkel wie man ihn nicht alle Tage zu Gesicht bekommt und nicht nur Kinderaugen strahlen lässt. Leider wurde Stefan in der letzten Runde abgeräumt und hat somit das Rennen nicht beenden können. Zum Glück ohne Verletzungen, was kaum zu glauben war, wenn man den durchgescheuerten Stiefel gesehen hat. Die letzten Rennen wurden Aufgrund des Wetters eh abgesagt und so konnten wir seelenruhig das ganz Equipment, das Motorrad und das Vorzelt in seinen Sprinter laden bevor es zur Afterparty ins Veranstaltungszelt ging. Bei Live-Musik, Getränken und lustiger Iren haben wir den Tag noch einmal Revue passieren lassen.  
Mir hat der Tag eine ganz neue Erfahrung offenbart bei der ich mich anscheinend sehr gut angestellt habe. Mir und auch den beiden hat es riesig Spaß gemacht und ich freue mich schon aufs nächste Rennen in dem ich das Team „closed road racing“ unterstützen kann. Vielen Dank für euer Vertrauen, welches ihr mir entgegen gebracht habt und dafür, dass ihr mir das ganze ermöglicht und meinem Urlaub ein I-Tüpfelchen der Superlative verpasst habt.  
Nach so viel Aktion habe ich den Sonntag ganz entspannt angehen lassen bevor ich mich um 20 Uhr auf dem Weg zu Fähre nach Liverpool gemacht habe. Ja so langsam geht der Urlaub zu Ende – aber noch bin ich ja nicht zu Hause.

Fähre Belfast - Liverpool, 13.08.18
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