Die Zeit rennt einem davon. Nach über zwei Wochen Heimat und einem kleinen Kurzurlaub mit meinen Kumpels Kai, Sebastian und Kadde in Spanien wird es Zeit für meinen Abschlussbericht.
Die letzten Wochen waren geprägt vom Alltag mit einem kaputten Kühlschrank, einer rebellierenden Heizung, Motorrad putzen, Reiseausrüstung wegpacken, schönen Abenden bei Freunden, Übungsdiensten bei der Feuerwehr, einem Ausflug mit den Kids unserer Jugendfeuerwehr, Sport, Stadtlauf, privat Arbeit und vielen tollen Gesprächen hauptsächlich über den Urlaub. Es ist immer noch unglaublich was einem nach und nach wieder einfällt. Bei 52 Tagen purer „Urlaubs-Erlebnisflut“ ist es gar nicht so leicht sich an alles zu erinnern und ich bin froh das ich mich entschieden habe die Berichte zu schreiben egal wie viele Leute es lesen oder auch nicht.
Wir haben so viele verschiedene Orte gesehen, sind so viele tolle Touren gefahren und haben einiges Erlebt. Aber was sind den nun die Highlights gewesen?
Bei den Ländern und Inseln tue ich mich schwer. Spanien inkl. Mallorca sowie Korsika und Sardinien sind in der Kategorie „Landschaftliche Abwechslung“ und „Fahrvergnügen“ ganz oben. Man hat eben noch im Meer oder in warmen Süßwasser gebadet und sitzt kurze Zeit später oben auf einem Berg mit bester Aussicht. Man fährt auf abwechslungsreichen und super asphaltierten Straßen durch Weinberge, am Hang oder einer Panoramastraße entlang. Es war einfach Klasse.
Doch auch Österreich spielt in der obersten Liga mit. Die Alpen bieten pures Serpentinen vergnügen, was aber auf Dauer auch langweilig werden kann. Natürlich punktet Österreich in allen Ecken mit tollen Panoramen, super Straßenverhältnissen, tollen Tälern, einem riesigen Angebot an Sehenswürdigkeiten und Aktivität quer durch das ganze Land, welche dieses Land extrem Vielfältig machen und mich definitiv zu einer reinen Österreich Tour locken.
Polen und Tschechien sind auch fantastische Länder. Natürlich können diese beiden Länder in puncto Höhenmeter nicht mit den Alpen mit halten. Doch viele kleine Gebirge laden zum kurven fahren ein und überraschen immer wieder mit schönen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten. Hinzu kommt ein sehr günstiger Reisealltag angefangen mit preiswerten Übernachtungen über günstiges Benzin bis hin zu qualitativ grandiosem Essen zu kleinen Preisen, so dass man gerne ein paar Euro mehr Trinkgeld geben darf....oder sogar muss.
Italien überzeugte in den Bergen immer wieder egal ob Grenznah zur Schweiz, Österreich oder im Landesinneren weit ab von den Küstenitalienern. Die Temperaturen darf man hier nicht unterschätzen und es lohnt sich schon eher in der Nebensaison Italien zu bereisen wen die Straßen wieder leerer werden.
In der Schweiz sind die Ausgaben für den alltäglichen Bedarf etwas höher, welche einem das Portemonnaie schnell auf einer Reise aussaugen können. Trotz alledem hatten wir dort auch eine tolle Tour rund um die Seen bei Zürich und Luzern. Die Schweiz ist auf jeden Fall noch mal eine Reise wert, aber vielleicht mehr als Durchreise und mit ein wenig Vorplanung.
Aktivitäten! Was waren den da die Highlights?
Mal abgesehen von meiner Liebe zum Motorradfahren war das Gleitschirmfliegen in „Silian“ oder der Skyfly in „Ischgl“ eine schöne Actionreiche Abwechslung gewesen. Aber auch einfach mal die Flüsse auf Korsika hoch zu laufen und hier und da in die Badegumpen zu hüpfen, sowie Schnorcheln zu gehen haben den Tag schnell mal versüßt.
Abende wie in „Budweis“ bei Mojito, Bier und Sonne im Park trugen auch sehr zu Entspannung bei. Es muss halt passen und alle unsere Aktivitäten egal ob Actionreich oder auch mal ruhiger erschaffen doch einen sehr guten Mix das es schwer ist zu sagen was nun das Beste davon war.
Tatsächlich ist es manchmal auch einfach nur schön auf einem Berg zu sitzen und ins Land zu gucken ohne sich über irgendetwas ein Kopf zu machen.
So lange zu zweit reisen. Geht das gut?
52 Tage gemeinsam unterwegs. Man sieht sich jeden Tag. Man sucht zusammen nach Unterkünften. Überlegt was man machen will. Unterhält sich über Gott und die Welt. Und macht einfach fast alles gemeinsam.
Nun ist Maike damals auf den Trichter gekommen das sie die Tour gerne mitfahren würde. Wir kennen uns seid der Kindheit, fahren zusammen Motorrad, sie ist wie eine Schwester. Schenkt mir ein Vertrauen, dass sie fast blind hinter mir her fährt und darauf vertraut, dass egal was passiert wir beide wieder sicher nach Hause kommen.
Maike mit auf die Tour zu nehmen stellte für mich zu keiner Zeit ein Problem da. Die Vorfreude war riesig. Wir haben zusammen Ideen gesammelt und ein paar grobe Ziele entwickelt. Wir hatten jeder unseren „Urlaub“ in der Tasche und auch Dennis war damit einverstanden, dass ich nach der Clubtour seine Freundin für weitere 46 Tage entführe.
Ein wenig habe ich mir dann doch Sorgen um den Tag der Verabschiedung in Polen gemacht. Was wird passieren? Es wird auf jeden Fall emotional werden. Was sagt man am besten? Können wir den Tag überhaupt normal weiter fahren? Sie waren ja noch nie solange voneinander getrennt. Doch es hat super geklappt. Dennis noch mein Versprechen gegeben, dass ich auf Maike aufpasse und ihm sicher wieder nach Hause bringe. Kurze Zeit später kam schon das Ablenkungsmanöver schlecht hin mit der Baustellen-Fluss-Durchfahrt. Besser konnte es nicht laufen.
Die Reise verlief tatsächlich ohne Streit und jeder wusste mit dem anderen umzugehen.
Natürlich haben uns alle erst einmal für ein Pärchen gehalten bis wir dann die Verhältnisse geklärt haben. Man hat sich häufiger mit anderen darüber Unterhalten ob es einfacher ist als Pärchen so lange, so individuell zu Reisen oder doch lieber als „Travel Buddies“. Ich glaube in unserer Konstellation waren wir da schon ganz weit vorne, da doch weniger Streit- und Diskussionspotenzial vorhanden ist. Man nimmt vielleicht in manchen Momenten mehr oder auch mal weniger Rücksicht auf den anderen, wenn es der eigene Freund oder die Freundin ist.
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass das Reisen mit der eigenen Freundin nicht so gut klappen könnte. Das wichtigste ist wahrscheinlich das jeder selbst die Entscheidung zu dieser Reise getroffen hat und beide das selbe Ziel auf die gleiche Reiseart verfolgen. Das muss natürlich vorher Besprochen werden, was gut geklappt hat.
Und was waren so meine weiteren Erkenntnisse?
Unsere Reise hat mir in erster Linie ganz stark das Gefühl von Freiheit gegeben. Einfach aufs Motorrad setzen und da hinfahren wo ich möchte. Über verschiedene Grenzen fahren, neue Leute kennen lernen und einfach die schönen Länder direkt vor unserer Haustür erkunden. Es muss nicht immer Australien, Amerika usw. sein.
Besonders schön war es aber auch zu sehen wie einfach Maike zu begeistern war. Ob es einfach nur eine super schöne Aussicht oder auch nur kleine nicht alltägliche Attraktionen waren. Durch meine Reisen in diverse Länder bin ich dann vielleicht doch ein wenig abgestumpft und musste erst einmal wieder über den Tellerrand gucken und die kleinen Dinge im Leben genießen.
Doch es waren nicht nur Maike`s Momente. Die leuchtenden Augen der Kinder beim Motorradfahren spielen und der kurze Ausflug mit Miriam für den sie mir unendlich dankbar ist haben mir gezeigt wie einfach es sein kann, andere Menschen mit für mich schon selbstverständlichen Taten / Sachen glücklich zu machen. Es macht einen dann auch selber Glücklich.
Eine weitere Erkenntnis ist meine Abneigung zum typischen Städtereisen getreu dem Motto: „Du musst unbedingt das Kolosseum in Rom, den schiefen Turm von Pisa ,…..... angucken!“ Irgendwie schaut sich das doch jeder an und ist ja auch ganz nett...aber halt nur ganz nett. Es gibt viele viele andere Orte oder Sehenswürdigkeiten welche weitaus unbekannter sind und dadurch auch einen ganz anderen Erkundungsreiz wecken.
Für mich sind reine Städte- oder auch Pauschalreisen damit raus.
Nicht zu vergessen ein paar gerne erfragte Fakten zu der Tour:
Wir waren 52 Tage bis zu unserer Heimreise unterwegs.
Nur 8 Tage sind wir nicht Motorrad gefahren.
Wir haben 9014,9 Kilometer in 166,94 Stunden zurückgelegt.
Das entspricht knapp 7 volle Tage mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 54km/h.
Wir haben 39 mal zu ca. 12 Liter getankt.
Somit haben wir jeder ca. 468 Liter Benzin verbraucht.
Bei einem geschätzten Durchschnittspreis von 1,35€/L haben wir etwa 631,8€ für Benzin investiert.
Wir haben 6 Transportfähren und 3 Kleinfähren benutzt und dafür etwas über 400€ ausgegeben.
Nach grober Berechnung habe ich etwa 3600 € inklusive Transport nach Deutschland benötigt.
Man kann natürlich noch günstiger Reisen. Die Fähren haben nun natürlich ordentlich reingehauen. Auch hätte man häufiger zelten und die Restaurantbesuche etwas reduzieren können. Doch das ist alles eine Frage wie man halt Reisen möchte. Für mich ist dieser Weg auf jeden Fall wieder eine Möglichkeit.
Das was wir auf der Polanien Tour erlebt haben kann uns keiner nehmen. Die gesammelten Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse werden uns auch noch in Zukunft in Erinnerung bleiben.
Wenn man die Chance zu leben hat muss man diese Zeit nutzen, wer weiß schon wie lange man es noch kann. Nächste Woche geht es mal wieder in die Firma nach fast 3 Monaten. Steht mir da eigentlich eine Wiedereingliederungszeit zu?
Zu allerletzt ein schönes Zitat von meiner Nachbarin:
„Du hast jetzt schon ein Teil deiner Rente gelebt.“